Kid A: Vinyl 2LP

OK Computer (1997) stellte die Rockwelt auf den Kopf, indem es visionäre Neo-Prog-Rock-Elemente in ein Britpop-Format übertrug. Folglich war Kid A eine der mit größter Spannung erwarteten Veröffentlichungen seiner Zeit, zumal Nigel Godrich, der Mann am Mischpult des Vorgängeralbums, auch diesmal wieder mit von der Partie war. Auf Kid A wird Thom Yorkes leidenschaftliches Wehklagen akustisch auf Herz und Nieren geprüft, und der zuvor geschickt orchestrierte, frontale Klangangriff der Band wird durch ein frontales E-Piano ersetzt – mit ikonoklastischer Wirkung.

Die Ambient-Klänge und der verzerrte Gesang von „Everything in its Right Place“, das Instrumentalstück „Treefingers“, die elektronischen Beats von „Idioteque“ und Yorkes bearbeitete Stimme im Titeltrack werden eingefleischte 70er-Jahre-Rocker, die Ende der 90er Radiohead als Erben des Pink-Floyd-Throns vergötterten, ziemlich schockieren. Doch diese Elemente funktionieren hervorragend, während die organischeren Elemente, wie die jazzige Bläsersektion in „The National Anthem“ und das vergleichsweise konservative Arrangement (obwohl auch hier eine beunruhigend atonale Orchestrierung zu hören ist) von „How to Disappear Completely“ einen Kontrapunkt zu all dieser beginnenden Moderne bilden.